Da der V. D. St. Freiberg auch über kein eigenes Haus verfügte, wurden die Bundesveranstaltungen anfangs im Oberhof, dann in der Grünen Stube des Ratskellers und später im „Bayrischen Garten“ beim alten Papa Heidi abgehalten. Diese immer sehr fidelen Festivitäten wurden durch anschließende Nachfeiern im Exbummellokal „Fernesiechen“ oder im „Dummen Hund“ am Freiberger Obermarkt abgeschlossen. Kein Fux wurde geburscht, wenn er nicht nach zünftiger Kneipe den ”Löwenritt“ auf dem Denkmal des Stadtgründers absolvierte. Dass genau gegenüber das Polizeirevier lag und dessen Insassen sich stärkstens für die Löwenreiter interessierten, gab der ganzen Sache erst den richtigen Spaß!
Mit dem Nachlassen des bisher starken Studentenzuzuges zur Bergakademie Freiberg in den Jahren 1925 – 1928 konnte auch der junge Bund seine Mitgliederzahl nur wenig vergrößern, jedoch festigte sich die bundesbrüderliche Gemeinschaft außerordentlich. Auch die Weltwirtschaftskrise 1929 und die folgenden Jahre der Rezession schlugen sich in den Studierendenzahlen der und damit den Aktivenzahlen der Freiberger Verbindungen nieder. Insbesondere der V. D. St., der nicht über ein eigenes Haus verfügte, hatte darunter zu leiden.
Auflösung in der NS – Zeit
Die Erholung nach 1932 bedeutete auch für den V. D. St. Freiberg einen neuen Aufschwung, der allerdings von der ab 1934 schrittweise vollzogenen Gleichschaltung überschattet wurde.
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass der stockkonservative Freiberger V. D. St. nur bedingt nationalsozialistisch orientiert war; insbesondere ab 1935 war eine fortschreitende Ernüchterung und Abwendung vom NS zu verzeichnen.
1936 ging der V. D. St. Freiberg mit den Burschenschaften Glückauf und Germania in der Kameradschaft Theodor Körner auf, die bis 1945 Bestand hatte. Obwohl der V. D. St. Freiberg 1938 dann auch inoffiziell suspendiert wurde, wurde ein eingeschränktes Bundesleben und ein reduzierter Paukbetrieb bis mindestens 1943 weitergeführt (in diesem Jahr wurde der letzte Fux gekeilt).
Erste Wiedergründungsversuche in der Nachkriegszeit
Bereits 1946 wurde von einigen AHAH und hier insbesondere Bbr. Dr. Horst Hoffmann die Reaktivierung des Bundes betrieben und die Villa „Haus Schippan“ in der Turnerstraße erworben, die vor dem Krieg der Kameradschaft als Heim diente. Diese Bestrebungen waren infolge der Besatzungspolitik nicht von Erfolg gekrönt und endeten mit der Flucht von Bbr. Hoffmann aus DDR Anfang der 1950er.
Inwieweit V. D. St.er Anteil an der Gründung der Studentischen Knappschaft St. Albertus Magnus – der ältesten DDR-Verbindung, gegründet im Winter 1949 unter dem Deckmantel der Pfarrgemeinde St. Johannis, bis heute bestehend und dem V. D. St. Freiberg freundschaftlich verbunden – Anteil hatten, ist heute nicht mehr zu eruieren.
1954 erfolgte offiziell der Anschluss an den V. D. St. Clausthal, der sich fortan Clausthal-Freiberg nannte. Insgesamt 43 Freiberger V. D. St.er fanden nach dem Krieg zurück in den V. V. D. St.; 41 waren gefallen oder in den Kriegswirren verschollen. Der schmerzliche Verlust fast der Hälfte unserer Bundesbrüder erklärt sich aus dem hohen Anteil Volksdeutscher aus Südosteuropa (vor allem aus dem Banat und Siebenbürgen), die fast alle – soweit sie den Krieg überlebt hatten – in die Ukraine und/oder nach Sibirien deportiert wurden, wo der Großteil umgekommen ist.