Korporationsgeschichte

Die Geschichte der Korporationen ist untrennbar mit der Studenten- und Universitätsgeschichte verbunden. Korporationsähnliche Zusammenschlüsse sind so alt, wie die Universitäten selbst. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein beherrschte das korporative Leben die Universitäten und die Universitätsstädte.
Wenn auch im Zeitalter der Massenuniversität der Anteil der korporierten Studenten relativ gering ist, so sind studentische Verbindungen bis heute ein fester Bestandteil vieler Universitäten.
Auf den folgenden Seiten soll die geschichtliche Entwicklung von den mittelalterlichen „Nationes“ und „Bursen“ bis zur heutigen Studentenverbindung dargestellt werden.

Entstehung im Mittelalter

Im 11. und 12. Jahrhundert entstanden die ersten Universitäten in Bologna und Paris. Die Unterrichtssprache war überall das Lateinische. Regelungen gab es anfangs nur sehr wenige und die Studenten lebten häufig als unstete Vaganten. Gleichzeitig war das Studentenleben ein abenteuerliches und nicht selten gefährliches Unternehmen, welches jahrelange Abwesenheit von der Heimat mit sich brachte und auch sonst einige Risiken beinhaltete. Die Studenten schlossen sich daher am Studienort zu Schutzbünden auf landsmannschaftlicher Basis zusammen. Diese nationes waren einerseits Ausdruck gleicher Standeszugehörigkeit und andererseits universitätsamtliche Einrichtungen mit großem Einfluss, bis hin zur Wahl des Rektors.

In Bologna unterschied man die Studenten zunächst in Ultramontane und Cismontane, d.h. einerseits Italiener und andererseits Ausländer aus den Ländern nördlich der Alpen. Innerhalb dieser Gruppen bildeten sich die Nationen, unter denen die natio teutonica die größte und wohl einflussreichste war. Bereits um 1260 waren an der Universität von Bologna über 10.000 Studenten aus der gesamten „christlichen Welt“ und darüber hinaus sogar einige Araber eingeschrieben, die sich auf insgesamt 23 Nationen verteilten. Die nationes können durchaus als Urform studentischer Korporationen angesehen werden, wenn sie sich auch in vielerlei Hinsicht von heutigen Studentenverbindungen unterscheiden, so entwickelten sich bereits dort Traditionen in Form von Zechgelagen, die bis heute von vielen Korporationen zelebriert werden.

Mit der Zeit verloren die Nationen durch die Schaffung von Fakultäten jedoch an Einfluss und Bedeutung und lösten sich größtenteils auf, so dass die Studenten den Schutz und die Hilfe einer solchen genossenschaftlichen Gemeinschaft nicht mehr in Anspruch nehmen konnten. So entstanden nach französischem Vorbild – die Sorbonne war ursprünglich ein Wohnheim – die so genannten Bursen, der Universität zugeordnete soziale Einrichtungen, in die alle Studenten einziehen mussten und in denen elementares universitäres Grundwissen durch eine Studienpatenschaft zwischen älteren und jüngeren Studenten vermittelt wurde. Da der eigentliche Hochschulbetrieb zu dieser Zeit noch recht ungeregelt ablief und Vorlesungen in öffentlichen Gebäuden, Kirchen oder in Wohnungen der Professoren stattfanden, war der Mittelpunkt des studentischen Lebens das Bursenhaus. So lösten die Bursen die Nationen, die teilweise pro forma weiter bestanden, als Form des studentischen Zusammenlebens ab. Aus dem lateinischen Wort bursa leiten sich übrigens Begriffe wie „Börse“ und vor allem der Begriff „Bursche“ ab.