Korporationsgeschichte

Reformation und Gegenreformation

Während Bursen in Form der Kollegien (colleges) in England noch heute bestehen lösten sie sich in Deutschland durch ihre starre Haltung mit dem Aufkommen des Humanismus und dem Ende des Mittelalters auf.
Als neue Form des Zusammenlebens von Studenten bildeten sich nun als freie Zusammenschlüsse die (alten) Landsmannschaften. Sie bildeten sich aus Landsleuten wie die Nationen, waren aber keine universitätsoffizielle Einrichtung mehr, sondern sich selbst verwaltende, kleine Vereinigungen zum Schutz und zur Hilfe, wie auch zur Interessenvertretung gegenüber der Professorenschaft. Außer dieser Ziele verfolgten die Landsmannschaften nun auch die Erziehung ihrer Mitglieder in ihrem Sinne, so zur Ehrbarkeit und Bescheidenheit.

Diese (alten) Landsmannschaften stellen den Übergang von der mittelalterlichen Genossenschaft zur modernen Verbindung. Ihre Mitglieder halfen sich gegenseitig und traten regelmäßig zu einem Convent (Legislative, Judikative) zusammen, um ihre Angelegenheiten zu besprechen. Ein gewählter Senior (Älterer) war ihr ausführendes Organ (Exekutive). Die Mitglieder unterteilten sich bereits in Burschen und Füxe. Die Burschen, auch Agierer oder Schoristen, waren Vollmitglieder, Füxe bzw. Pennale nur vorläufige Mitglieder. Diese Zweiteilung lehnte sich an übliche Regelungen der zünftigen Systeme der Handwerker bzw. das Noviziat der geistlichen Orden an. Das Territorialprinzip wurde streng eingehalten, d.h. die (alten) Landsmannschaften rekrutierten sich ausschließlich aus bestimmten Ländern oder Landesteilen.

Vor und während des Dreißigjährigen Krieges begann das Tragen von Waffen, Trachten und (Landes-) Farben. Weitgehend durch den Sittenverfall des Krieges verursacht kam es zu einem wüsten Sichausleben (Renommismus) und Schikanieren der Füxe (Pennalismus) durch die älteren Studenten. Die Füxe mussten jede Schmutzarbeit verrichten und standen mit ihrem gesamten Eigentum zur Verfügung. Um 1650 wurde daher der erste Comment (wohl von comment savoir vivre) erstellt, um die Auswüchse zu steuern und das studentische Leben zu regeln. Diese boten jedoch für die aufstrebenden Territorialstaaten einen guten Vorwand gegen die Landsmannschaften vorzugehen, die sich nicht in das neue etatistische Denken einfügten. Dieser äußere Druck nahm den Landsmannschaften ihren Einfluss und führte zu einem inneren Wandel. So bildeten sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts meist innerhalb einer Landsmannschaft engere Gemeinschaften, die Kränzchen, heraus, bei denen außer der landsmannschaftlichen Zugehörigkeit die persönliche Bindung eine wesentliche Bedeutung erhielt.