Korporationsgeschichte

Nationalsozialismus

Die NS-Zeit ist durch das Bestreben des seit 1933 nationalsozialistisch beherrschten Staates gekennzeichnet, wie überall, so auch in der Hochschule und im studentischen Bereich den braunen Ungeist zu etablieren. So wurden die Deutsche Studentenschaft und das Deutsche Studentenwerk umgehend gleichgeschaltet und das Führerprinzip eingeführt.
Um einer Auflösung zu entgehen nahmen die meisten Korporationsverbände das Führerprinzip „freiwillig“ an. Die Verbindungen wurden außerdem „arisiert“, die jüdischen und paritätischen Verbände verboten, das konfessionelle Prinzip beseitigt und sämtliche Verbände schließlich dem Reichsführer der DSt unterstellt. Die 1935 gebildete Gemeinschaft Studentischer Verbände (GStV) schien den Vertretern derjenigen Auffassung recht zu geben, die eine Koexistenz der alten Strukturen mit dem Nationalsozialismus für möglich hielten. Sie war in Wirklichkeit aber nur der Endpunkt korporationsstudentischer Handlungsfähigkeit. Durch verschiedenen Maßnahmen, darunter besonders das Abschneiden des personellen Nachschubs, war die Schlinge schließlich so weit zugezogen, dass die aktiven Verbände sich aus Sympathie oder Gegnerschaft zum Dritten Reich 1935/36 selbst auflösten. Ab 1936 beherrschte der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund (NSDStB) das Bild. Doch unter dem Deckmantel der NS-Kameradschaften lebte vielerorts korporatives Brauchtum weiter, nachdem 1938 auch die letzten Verbände verschwunden waren. Mancherorts fanden sogar noch während des Krieges Mensuren statt.