Korporationsgeschichte

Aufklärung / Vormärz

Neben den Kränzchen entstanden, ebenfalls innerhalb der Landsmannschaften, nach freimaurerischem Vorbild die Orden, die den Charakter von Geheimbünden hatten und ein für Außenstehende unverständliches Brauchtum übten. In den Orden entstand nun auch das bis heute in den Verbindungen übliche Lebensbundprinzip, so dass die Zugehörigkeit nicht mehr mit dem Studienabschluss endete. Nach freimaurerischem Vorbild sprach man sich mit „Bruder“ an und es wurden Zirkel und Chargenkreuze als Geheimzeichen eingeführt. Landsmannschaften, Orden und Kränzchen lebten nebeneinander, überlagerten sich oder waren auch verfeindet.

Die Orden übten zunächst einen sehr guten Einfluss auf das Verbindungswesen insgesamt aus. Durch die Hinwendung zum Gedankengut der politischen Aufklärung und der französischen Revolution entstand jedoch ein unüberbrückbarer Gegensatz zu den Landsmannschaften.

Angehörige des Freikorps Lützow (hinten Theodor Körner)Obwohl gemäß Reichstagsbeschluss von 1793 in den meisten deutschen Staaten die Verbindungen verboten wurden, gelang es nicht, sie auszurotten.

Die Orden fielen jedoch den staatlichen Unterdrückungsmaßnahmen vollständig zum Opfer, der letzte 1812 in Wittenberg. Sie prägten jedoch das studentische Verbindungswesen nachhaltig, so haben seit dieser Zeit alle studentischen Vereinigungen, die sich selbst als Verbindungen bezeichnen folgende Gemeinsamkeiten:

        1. Brüderlichkeit, Treue, Freiheit und Ehre
        2. Abwendung vom bloßen Zweck- und Nützlichkeitsdenken
        3. Bewährung in sittlicher, geistiger und körperlicher Hinsicht
        4. Erziehung zur Persönlichkeit und Gemeinschaf
        5. Bewahrung einer eigenen Lebensform und eines Brauchtums.

Mit dem Untergang der Orden entstanden aus den alten Landsmannschaften, in bewusster Ablehnung der politisierten Orden, die unpolitischen (reformierten) Landsmannschaften, die zunächst wohl gerade deswegen im Windschatten der politischen Repressionen blieben. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen diese Landsmannschaften die Bezeichnung „Corps“ an und betonten ihre alte, nunmehr als aristokratisch empfundene Linie, die gekennzeichnet war durch Ablehnung konfessioneller und politischer Bestrebungen, Hochhalten des Comments, Tragen von Farben, Mensur, Conventsprinzip und Lebensbundprinzip. Aus dem unmittelbaren Eindruck der Befreiungskriege gegen Napoleon entstand eine neue Bewegung innerhalb der Studentenschaft die nach der politischen Einheit Deutschlands strebte und sich gegen das landsmannschaftliche Territorialprinzip wandte. An die Stelle der Landsmannschaften sollte nun nur noch die „Allgemeinheit“ der deutschen Studenten treten. Das Ringen um die neuen Formen bringt, nach einem Zwischenspiel 1814 unter dem Namen „Wehrschaft“, ein Jahr später die „Burschenschaft“ hervor. Unter dem feierlichen senken der Fahnen der fünf Landsmannschaften entsteht die „Urburschenschaft zu Jena“. Die Bewegung findet in einer Reihe von deutschen Universitäten Nachahmung, so dass 1817 auf der Wartburg die „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“ als Gesamtheit aller deutsche Hochschulen und Studierenden ausgerufen wird. Der Wahlspruch „Ehre, Freiheit, Vaterland!“ und das Burschenschaftliche Manifest machen lange verschüttete Kräfte studentischen Gemeinschaftslebens und studentischer Erziehungsgemeinschaft wieder lebendig. An Stelle der vielfachen Landesfarben treten örtlich einheitliche Farbzusammenstellungen an Bändern und Mützen, von denen sich 1817 das Jenaer Schwarz-Rot-Gold allgemein durchsetzt, das vom Lützowschen Freikorps übernommen wurde, dessen Soldaten -meist Studenten- schwarze Röcke mit roten Aufschlägen und goldenen Knöpfen trugen; noch heute wird diese Uniform an Stelle eines Chargenwichses von der Alten Breslauer Burschenschaft der Raceks zu Bonn getragen! Doch bereits auf dem Wartburgfest 1817 und in Jena kommt es zu unliebsamen Zwischenfällen, die 1819 in der Ermordung v. Kotzebues durch den Burschenschafter Karl Sand gipfeln. Noch im gleichen Jahr verkündet Metternich in den „Karlsbader Beschlüssen“ die Staatsgefährlichkeit der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft und erlässt entsprechende Verbote und Befehle zur Verfolgung derartiger Zusammenschlüsse. Der staatliche Druck und dazu die schon früher einsetzenden inneren Zwistigkeiten lassen die Ideen der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft an Deutschlands Hohen Schulen nicht zum Tragen kommen. Zwar fällt endgültig das landsmannschaftliche Prinzip, aber die Studentenschaft hat seitdem für Jahre ihre Geschlossenheit und innere Ausgeglichenheit verloren; es kommt zu einem Erstarken der unpolitischen Corps. Das Ideal der Urburschenschaft, die Verschmelzung der Studentenschaft jeder Hochschule zu einer Verbindung und die Vereinigung aller örtlichen Studentenschaften (Burschenschaften) zu einem Burschenbund, hatte sich als nicht lebensfähig erwiesen. Die Burschenschaften wurden somit eine weitere Form der studentischen Verbindungen, wobei in vielen Universitätsstädten mehrere Burschenschaften nebeneinander entstanden, so entstanden aus der Urburschenschaft zu Jena die heute noch bestehenden und wieder in Jena beheimateten Burschenschaften Arminia auf dem Burgkeller, Germania und Teutonia.

Hambacher Fest Durch die Karlsbader Beschlüsse von 1819 waren aber nicht nur die Burschenschaften, sondern auch alle anderen Korporationen betroffen, inklusive der Corps. Aber auch diese Demagogenverfolgung konnte die Verbindungen nicht ausrotten, bis die Märzrevolution von 1848 im Gebiet des Deutschen Bundes mit Ausnahme der habsburgischen Länder die Koalitionsfreiheit brachte.