Aktivenfahrt zu K+S an der thüringisch-hessischen Grenze

Anreise

Es war endlich so weit, die lang ersehnte Aktivenfahrt an die hessisch-thüringische Grenze hat stattgefunden. So brachen wir mit drei Autos von Freiberg in Richtung Vacha auf. Hier ließen wir uns in der Pilgerherberge nieder und  ließen den Abend bei dem einen oder anderen Bier ausklingen.

Freitag

Am nächsten morgen ging es früh los. So mussten der Kaffee und die belegten Brötchen schnell verschlungen werden um gegen 7:00 Uhr an der Schachtanlage Herfa-Neurode einzutreffen.

Nach der kleinen Stärkung empfingen uns der Projektingenieur (ehemaliger Student der TU Bergakademie Freiberg) und der Ausbildungsleiter am Schacht Herfa auf dem Werksgelände. Um ein genaueres Bild von K+S und dem Standort Herfagrund zu bekommen, wurden wir in einem ausführlichen Einführungsvortrag mit dem Kali- und Salzbergbau vertraut gemacht. So wurde uns berichtet, dass es in der Region zwei Flöze (Wertstoffhaltige Schichten im Gebirge) gibt. Zum einen das höherliegende und etwas mächtigere Flöz Hessen und zum anderen das darunterliegende Flöz Thüringen.

Nach dem aufschlussreichen Vortrag begaben wir uns in die Kaue (Umkleide der Bergmänner) und bekamen dort unsere Sachen (Hose, Jacke, Schuhe, Socken, Hemd). Im Schachtgebäude wurden wir noch mit einer Lampe und einem Sauerstoffselbstretter ausgerüstet und die Seilfahrt auf eine Teufe von 750 m konnte beginnen.

Die wohl wichtigste Einrichtung im Schachtbetrieb, die Grubenwehr, wurde uns zuerst gezeigt. Man kann sie mit der Feuerwehr über Tage vergleichen, zumindest hat sie ähnliche Aufgaben. Nur die Geräte sind etwas spezieller. Da es bei Bränden oder Gasaustritten im Grubenfeld schwer ist die Situation unter Kontrolle zu bekommen, liegt der Aufgabenschwerpunkt der Grubenwehr auf der Vorbeugung von Unfällen. Die Wetterzusammensetzung (Luft im Grubenfeld) wird ständig mit Hilfe von hochmodernen Messgeräten beobachtet.

Nach der zusätzlichen Belehrung durch die Grubenwehr sind wir etwa 15 min Richtung Norden gefahren und plötzlich war eine Wand vor uns. Ganz richtig, die Führung ging bis an den Ort des Abbauens der Rohstoffe. Das Verfahren des Abbauens folgt einem klar definierten Kreislauf. Im ersten Schritt werden die Großbohrlöcher in den Stoß gebohrt.

Sie dienen als Freiraum zur kontrollierten Sprengung, damit sich die Explosion in Folge des Druckaustausches ins Zentrum konzentriert expandieren kann. Es folgen in einem bestimmten Muster kleinere Bohrlöcher für den Sprengstoff, der aus firmeneigenen Rohstoffen hergestellt wird. Nach anschließendem Sauberladen erfolgt die Sprengung zum Schichtwechsel. Das damit locker und frei gewordene Gemisch verschiedener Salze wird vorgebrochen und mit Förderbändern abtransportiert.

Vorschau eines Firstankers

Im Nachhinein wird die Firste (die Decke) von Lösern befreit. Löser sind nicht fest verankerte Teile der Decke, die bei Erschütterung abbrechen könnten. Um die Betriebssicherheit wahren zu können setzt anschließend ein ferngesteuerter Ankerbohrwagen die 1,20 m langen Firstanker (siehe Abb.). Die Köpfe der Stangen sind wie Dübel aufgebaut. Somit krallen sie sich in den Löchern fest und die Firste wird durch die einhergehende Spannung vom Abrutschen gehindert.

Die letzte Maßnahme ist die Präparierung der Fahrbahn. Somit ist der Kreislauf geschlossen und kann von vorne beginnen. Ein Durchgang bringt einen Vorstoß von etwa 7 Metern. Vorher aber werden mehrere repräsentative Kernproben entnommen, um eine gewinnbringende Sprengung garantieren zu können.

Dass der Bergbau ein ganz besonderer Arbeitgeber ist, konnten wir noch in einem anderen Punkt erfahren. Da im Schacht Großgeräte gebraucht werden und es mitunter kompliziert ist diese durch den Schacht herunter zu lassen, werden die meisten Maschinen untertägig zusammengebaut. Das gilt auch für deren Reparatur. So hat sich K+S die größte untertägige Elektro- und Reparaturwerkstatt geschaffen.

Dass es für K+S einfacher ist, die einzelnen Bereiche nach unten zu verlagern, ist auch an den Labors aufgefallen. Die ersten Untersuchungen des Fördergutes werden unter Tage gemacht. Auf diese Weise kann der Kali- und NaCl-Anteil (Salzstein) unmittelbar erfasst werden, sodass das Fördergut, was über Tage gefördert wird, immer die gleiche Qualität hat. Um nicht so viel Versatz zu fördern, werden auch die Bohrkerne von den Untersuchungsbohrungen unten ausgewertet, damit die Bohrungen für den Sprengstoff so effizient wie möglich angesetzt werden können. Die Bohrkerne werden im Anschluss an die Untersuchungen gelagert. Da es zur besseren Kartierung der Lagerstätte viele Bohrungen gibt und nicht alle benötigt werden, werden einige Kerne in einem leeren Stoß als Abraum zurückgelassen. Wir hatten die Gelegenheit uns einige der Proben mitzunehmen und für dekorative Zwecke zu nutzen.

Ein weiteres beeindruckendes Großgerät war der Radlader der Firma CAT®, welcher in den Speicherbunkern eingesetzt wird. Mit ihm können bis zu 42 Tonnen mit einem Mal bewegt werden. Die Lagerkavernen dienen der Lagerung des Wertgutes in der Woche, denn die Bergleute arbeiten nur an fünf Wochentagen. Die Aufbereitung hingegen ist ein dauerhaft laufender Prozess. Mit diesen Eindrücken hatten wir den Schacht verlassen und gegen 12:30 Uhr erblickten wir erneut das Tageslicht. Nach einem ausgiebigen Mittagessen verließen wir die Schachtanlage.

Mit dem Bergwerk haben wir die Ingenieurselle in uns mehr als befriedigt, doch die Ecke von Thüringen hat noch mehr zu bieten als „nur“ Industrie. Mit der Stadt Eisenach und der Wartburg sind geschichtsträchtige Orte in dieser Gegend beheimatet. Wir sind zuerst auf die Wartburg gefahren und haben unser Kulturprogramm mit einer Führung eben dieser begonnen.

„Die Wartburg steht wie kein anderes Symbol für den Werdegang unserer Nation“. So begann die Führung und weckte große Erwartungen bei uns allen. Im Frühen Mittelalter war die Wartburg der Stammsitz der Thüringer Fürsten und Herzoge, die ihr Reich im Laufe der Zeit von der Elbe bis an den Rhein in ganz Mitteldeutschland ausbreiten konnten. Eine Fürstengattin war ganz besonders. Elisabeth von Ungarn kam im 13. Jh. mit 4 Jahren nach Thüringen und fand nie so richtig Anschluss an den hiesigen Adel. Ihre Aufmerksamkeit galt den Kranken und Armen ihres Reiches. Sie gründete mehrere Hospize und Armenhäuser und ist so zur Schutzpatronin von Thüringen und Hessen geworden.
Mit 24 Jahren ist Elisabeth in Marburg verstorben und 4 Jahre später vom Papst heiliggesprochen worden. Ihr zu gedenken gibt es heute viele Krankenhäuser, sanitäre Einrichtungen und Pflegeheime unter ihrem Namen. Die Heilige Elisabeth zeigt uns die fürsorgliche Seite des Menschen.

Der zweite Abschnitt der Geschichte, der die Wartburg ins Licht der Öffentlichkeit rückt, war Martin Luthers Zeit. Als Junker Jörg verbrachte Luther die Zeit von Mai 1521 bis März 1522 auf der Wartburg. Wie wir alle wissen, hat Luther mit seinen 95 Thesen an der Schlosskirche von Wittenberg dafür gesorgt, dass sich die katholische Kirche spaltete und somit der protestantische Glaube erschaffen wurde. In einer kleinen Kammer, die eigentlich für adlige Gefangene dienen sollte, übersetzte Martin Luther das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche. Er erschuf auf seine Weise die deutsche Schreibsprache und vereinigte somit die acht Dialekte und unzählige Mundarten, die es bis dahin im deutschen Sprachraum gab. So wird der Kleriker heute als Urvater der deutschen Schrift, als auch als Reformator der katholischen Kirche angesehen.

Das letzte Ereignis, welches ebenfalls direkten Einfluss auf unsere Geschichte hatte, war im 19Jh. das Wartburgfest. 1817 wurde im Nachgang der Befreiungskriege gegen Napoleon und mit Durchführung des Wiener Kongresses die einfache Bevölkerung von der Gestaltung der politischen Landschaft ausgeschlossen. Die einzelnen Adelshäuser hatten kein Verlangen ihre Fürstentümer zu Gunsten eines einheitlichen deutschen Staates zu verlieren. Die Akademiker luden deshalb um die 500 Studenten und Professoren auf die Wartburg ein, um sich dort auszutauschen.

Auf der Wartburg

In diesem Zusammenhang wurde auch die erste Burschenschaft gegründet, die Urburschenschaft zu Jena. Sie wollte sich von den Landsmannschaften abheben, welche doch sehr regional behaftet waren. Die Burschenschaften traten für ein einheitlichen Nationalstaat ein und wollten die Kleinstaaterei, die bis dahin vorherrschte, beenden. Zur Gründung der Urburschenschaft im Großen Festsaal wurde ihre spätere Prunkfahne gehisst, welche die Farben Schwarz-Rot-Gold beinhaltete.

Um das couleurtechnische Erbe dieser Region voll auszukosten besuchten wir noch im Anschluss das Burschenschaftsdenkmal in Eisenach. Leider war dieses schon geschlossen, sodass wir uns das Denkmal nur von außen ansehen konnten. An dem eindrucksvollen Denkmal berichtet uns AH Paul Kupsch von einigen Besonderheiten. Zum einen gibt es einen sehr sehenswerten Film über die Entstehung und zum anderen ist das Innere des Denkmals schön dekoriert. Im Nachhinein hatten wir ein uns bei Bbr Marius Becker versammelt und den Abend ausklingen lassen.

Samstag

Nachdem wir am Freitag die Gewinnung von Kali und Salz unter Tage bestaunen durften, stand der Samstag ganz im Zeichen der Aufbereitung.
Um den Aufbereitungsbetrieb im Tageslicht zu bestaunen haben wir in Vacha um 9:00 Uhr die einstündige Fahrt nach Neuhof begonnen. Wurden wir mit einem Vortag zur Einsicht in die Verarbeitung von Kalisalzen vom Schacht bis zum Abtransport zum Kunden empfangen. Mit der entsprechenden Ausrüstung (Kittel, Schutzschuhe, Schutzbrille und Schutzhelm) bewaffnet, sahen wir uns zuerst den Förderturm vom Schacht in Neuhof an. In Neuhof wird nur Kalisalz gefördert.

Der Material- und Personenschacht Ellers war etwa zwei Kilometer entfernt. Anschließend wurden uns verschiedene Punkte in der Aufbereitung des Salzes gezeigt, so zum Beispiel die ESTA-Anlage und die Flotation.

In der ESTA Anlage wird das geförderte und bereits aufgemahlene Rohsalz elektrostatisch aufgeladen, um eine Trennung von Kali- und Steinsalz herbeizuführen. Das Kalisalz wird dadurch vom freien Fall abgelenkt und haftet sich an den geladenen Kondensatorröhren an. Mit Abstreifern wird das Salz von den sich drehenden Röhren abgelöst. In der Flotation wird sich die unterschiedliche Affinität von NaCl und KCl zu Sammlern zunutze gemacht. So haftet das Kalisalz mit Hilfe der Chemikalie an den aufsteigenden Luftbläschen, während die Verunreinigungen absinken.

Neuhof-Ellers

Mit einem Gruppenfoto verabschiedeten wir uns von Neuhof-Ellers und fuhren in die nur wenige Kilometer entfernte Stadt Fulda. Dort aßen wir in der Gaststube der Brauerei und des Hotels „Wiesenmühle“ zu Mittag.

Dom St. Salvator zu Fulda
Dom St. Salvator zu Fulda

Im Anschluss gegen 17:00 Uhr hatten wir uns noch die Altstadt von Fulda angesehen. Fulda, was von je her katholisch geprägt war, besitzt einen sehr schönen und auch sehenswerten Dom (siehe Bild „Dom St. Salvator in Fulda“). Diesen nahmen wir in Augenschein.

Als letzten Akt des straffen Wochenendes nahmen wir uns einen ausgiebigen Spaziergang durch Fulda vor, beendeten so die Entdeckungsreise und fuhren zurück nach Vacha zur Pilgerherberge.

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